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Dienstag, 13. März 2012

Afghanistan: Wie Reuters aus einem GI-Massaker eine Einzeltätertheorie entwickelte

Am Sonntag um 11:07 Ostküstenzeit war auf Reuters ein Artikel zu lesen, der extrem von dem abweicht, was wir später vom Mainstream zu hören bekamen. In dem Artikel war nicht nur von einem Täter die Rede, sondern von mehreren Soldaten die sturzbetrunken auf Frauen und Kinder schossen und anschließend die Leichen verbrannten. Der Artikel stammt vom Reuters-Journalisten Ahmed Nahdem direkt aus Afghanistan und beruhte auf mehreren Zeugenaussagen, welche die afghanischen Behörden aufgenommen hatten.



Links davon läuft der Newsticker. Dort ist ebenfalls ein Reuters-Artikel zu finden, der zwar über die selbe Sache, aber von völlig anderen Vorkommnissen berichtet. Hier ist nur von einem Soldaten die Rede, der angeblich psychische Schäden hätte. Dies war die Erzählung, die uns auch die europäischen Medien präsentierten. Dieser Artikel kam direkt aus Washington.

Interessant ist auch, dass der Reuters-Journalist in Wahington es offenbar vermochte, seinen Artikel eine halbe Stunde früher zu veröffentlichen als der Mann vor Ort, Ahmed Nahdem. Dies hat auch nichts mit den verschiedenen Zeitzonen zu tun. Bei beiden Artikeln ist die Zeitzone EDT angegeben, was Eastern Daylight Time bedeutet und die Sommerzeit der Ostküste darstellt. Außerdem wären die Artikel dann auch nicht parallel gelaufen.




Die Screenshots sowie Zeugenaussagen fand ich auf luegenmaul.blogspot.com

Eine ziemlich peinliche Geschichte. Auf dem selben Medium waren zur gleichen Zeit zwei verschiedene Wahrheiten zu finden. Den Reuters-Lesern ist das ebenfalls aufgefallen und so brach in der Redaktion panik aus. Zuerst versuchten sie die Einstellungszeiten der Artikel zu ändern, was aber bei den Lesern gar nicht gut ankam, wie man anhand der Kommentare sehen konnte. Dann verschwand der Artikel von Ahmed Nahdem für kurze Zeit völlig. Zwischenzeitlich ruderte Reuters etwas zurück. Ein neuer Artikel erschien, indem die Rede von einem oder mehreren Tätern war. Leider verabsäumte ich es einen Screenshot zu machen. Das Glück war mir aber hold und ich fand diese Wortwahl auf den Google-Suchergebnissen wieder.



Wenn man den Artikel anklickte, war aber wieder nichts von mehreren Soldaten zu lesen. Reuters hatte die Abhandlung erneut zu Gunsten der Einzeltätertheorie verändert.
Einige Stunden später erschien ein neuer Artikel, in dem im letzten Drittel wiederum eingeräumt wurde, es könne sich eventuell um mehrere Täter handeln. Die Aussagen von den GI´s und die der afghanischen Behörden würden sich nicht decken. Nun hielt der Zweifel auch in einigen (!) anderen Massen-Medien seinen Einzug und es wurde zugegeben, das es Unstimmigkeiten bezüglich der Einzeltätertheorie gäbe. Jetzt fanden sich auch teilweise die Zeugenaussagen der Afghanen wieder.

Schade. Dabei hatte Washington die Sache so schön ausgeheckt. Das Massaker verursachte ein Einzeltäter mit psychischem Schaden. Was kann man dagegen schon tun? Man sah auch schon wie die bösen Afghanen sich rüsteten, um auf die ansonst schuldlosen GI´s Jagd zu machen. So hätten die Medien die Täter schön in die Opferrolle stilisieren können. Von den Augenzeugen hätte man nie etwas vernommen. Notfalls würde man einigen afghanischen Bauern ein paar Dollar in die Hand drücken und sie wären dann jene Zeugen, welche die Einzeltätertheorie bestätigen.

So scheint aber nun der Schwindel aufzufliegen. Und alles nur, weil man Ahmed Nahdem zu spät benachrichtigte, er solle seinen Artikel nicht veröffentlichen.

Update 15:52

Der Artikel von Ahmed Nahdem ist nur mehr auf Reuters-Afrika und Indien zu finden.
http://af.reuters.com/article/worldNews/idAFBRE82A02X20120311

Außerdem möchte ich noch einen weiterführenden Artikel beifügen, der die tatsächlichen Geschehnisse gut beleuchtet: orwellschewelt.blogspot.com: Amoklauf in Afghanistan: Zweifel an Einzeltätertheorie

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